Ein Bericht von Robin Feldhaus
Samstag Morgen, 16. November, die Aula der CVJM Hochschule in Kassel erstrahlt in ungewöhnlicher Gestalt. Wo sonst morgens die Studierenden ihre Andachten feiern hängt und steht und klebt Merchandise aus verschiedenen Medien der Popkultur. Auf der unteren Ebene eine gemütliche Wohnzimmerecke als Bühne aufgebaut. Alles ist bereit um knapp 30 Nerds und Geeks aus ganz Deutschland auf der LevelUp-Konferenz in Empfang zu nehmen.
Die Konferenz hat 3 Ziele:
1. Vernetzen
Die ersten ankommenden Teilnehmenden sind ein Ehepaar, beides Theologiestudenten auf dem Weg ins Pfarramt. Sie trägt einen Kapuzenpulli mit einem Crossover-Motiv aus Charakteren des japanischen Anime-Studios Ghibli und des Hogwarts-Schulwappens aus Harry Potter. Sie ist mir jetzt schon sympathisch. Wie sich herausstellt kommen sie aus der Nähe meines Wohnorts, wie auch noch ein paar weitere Teilnehmende. Wir unterhalten uns, während weitere Teilnehmende die Aula betreten. Sie staunen über den dekorierten Raum. Schauen sich um und kommen miteinander sehr schnell ins Gespräch. Obwohl die meisten sich an diesem Tag zum ersten Mal begegnen ist die Atmosphäre von Anfang an sehr familiär. Alle merken sofort, dass sie hier unter Gleichgesinnten sind. Die Erkenntnis “Ich bin nicht allein” ist eine große Ermutigung.
Zu Beginn der Konferenz leitet Ruben Ullrich, Referent für Junge Generation und TEN SING beim CVJM Deutschland, eine Vorstellungsrunde an. Allen Teilnehmenden sind zwei Dinge gemein: Die Begeisterung zur sogenannten Nerdculture und ihr leidenschaftlicher, christlicher Glaube. Sie lieben Gott und das Zocken, Tabletop-Spiele, Pen & Paper-Rollenspiele, Filme, Cosplay, Comics, Lego, etc. In der Nerdculture ist Vielfalt angesagt und akzeptiert. Die Konferenz bringt Menschen mit ähnlicher Leidenschaft zusammen, lässt sie einander wahrnehmen und feiern.
Ein paar Beispiele: In der Mittagspause ist im CVJM Gästehaus nebenan Essen. Ich komme etwas später, Gespräche sind schon längst im Gange. Ich setze mich dazu. Ein Jugendreferent aus Bielefeld erzählt von seiner Leidenschaft mit Cosplayer*Innen zusammenzuarbeiten und zu fotografieren.
Die Teilnehmenden
Da auch ich immer wieder auf Messen und Conventions gehe, kommen wir ins Gespräch. Vielleicht wird man sich ja auf einer Veranstaltung wiedersehen. Und so geht es weiter. Hinter der Aula ist eine Aufenthaltsecke mit mehreren Videospiel-Konsolen aufgebaut. Natürlich wird in den Pausen zusammen gezockt. Zwischendrin steht ein Klavier, was auch außerhalb unserer Konferenz zum musizieren einlädt. Irgendwann erklingt das “Liebeslied” aus der Feder des Klavierkabarettisten Bodo Wartke. Das Lied besteht aus immer der gleichen Strophe, aber in unterschiedlichen Sprachen. Deutsch, englisch und französisch werden von vielen mitgesungen. Klingonisch kann nur einer, aber er ist der erste mir bekannte Christ, der diese Sprache aus dem Star Trek-Universum spricht. Und der wird bald Pfarrer und organisiert Pen & Paper-Gottesdienste.
2. Ermutigen
Im ersten Teil der Konferenz stellen Micha Steinbrück und Ruben Ullrich einige Verkündigungsideen vor, wie popkulturelle Medien mit dem christlichen Glauben verbunden werden können. Micha ist Pastor der Ev.-luth. Landeskirche Hannover, Mastermind hinter dem Youtube-Kanal “tatsächlich Pastor” und Gamer. Sein geistlicher Impuls zum Start in diese Konferenz greift das Spiel “The Legend of Zelda” für das NES auf. Ruben Ullrich setzt dies mit verschiedenen Beispielen aus dem Bereich Gaming (Stardew Valley, Hollow Knight), Anime (Der Junge und das Biest) und Manga (Battle Angel Alita) fort. Ich merke die ansteckende Leidenschaft und Begeisterung, die die beiden in sich tragen für das was sie tun.
Überall in Deutschland ist Gott schon in der Nerdculture unterwegs. Der CVJM München hat sein erstes E-Sports-Camp hinter sich und will definitiv weitere anbieten. Nerdige Christen, wie zum Beispiel Wolfgang vom Kanal “Nerdgemeinde”, trauen sich über Youtube auf authentische Weise beide Lebenswelten in Dialog zu bringen und erreichen damit Menschen, die sonst vielleicht nie mit Christen über den Glauben nachdenken würden. Besonderes Highlight für mich ist die Entwicklung des Spiels “One of 500”. Amin Josua, Gründer und CEO des Gamestudios “Lightword Productions”, lässt die Evangelien lebendig werden und stellt das Projekt den Teilnehmenden vor.
Heitere Gesprächsrunde
Spannend finde ich vor allem, wer sich dem Projekt schon alles angeschlossen hat. Entwickler, die an God of War oder Crisis 2 gearbeitet haben, konnten für das Projekt gewonnen werden. Professionelle Musiker, die mit dem Hollywood-Komponisten Hans Zimmer auf Welttournee gehen, sind von sich aus auf Amin zugegangen und wollen sich am Soundtrack zum Spiel beteiligen. Alle vorgestellten Projekte wirken auf mich sehr gesegnet. Gott ist da mittendrin. Wahnsinn!
3. Weiterdenken
Die LevelUp-Konferenz ist in Deutschland ein bislang einzigartiges Pilotprojekt. Christen, die sich für Games, Comics, Filme & Serien, Cosplay und alles andere der Nerdculture interessieren, vernetzen sich und werden ermutigt aktiv zu werden oder zu bleiben. Da wollten wir als Leitungsteam aber nicht stehen bleiben. Wir haben die Gelegenheit genutzt und die Anwesenden gefragt, was sie brauchen.
Konkret wurden folgende Wünsche benannt:
Das Leitungsteam wird sich in den folgenden Wochen und Monaten wiederholt treffen, um diese Ideen aufzunehmen, weiterzudenken und zu versuchen in die Tat umzusetzen. Man darf gespannt sein, was da noch kommen wird 🙂
Die LevelUp-Konferenz mit dem Untertitel “Nerds I Glaube I Vision” ist das erste Ergebnis einer Kooperation von Main Quest Ministries e.V. (https://mainquest.org/) und dem CVJM Deutschland. In knapp 10 Monaten hat das Team, bestehend aus Ruben Ullrich (CVJM Deutschland), Daniel Schmidt (MainQuest), Sarah und Daniel Fahl (beide MainQuest) und Robin Feldhaus (Gemeindepädagoge), dieses Projekt geplant und umgesetzt. Gemeinsam wollen wir uns auch in Zukunft einsetzen den christlichen Glauben mit der Nerdculture zu verbinden und anderen Christ*Innen eine Plattform zur gegenseitigen Vernetzung, Ermutigung und zum Weiterdenken bieten.
LevelUp-Banner, Notizbücher und Beteiligungsmöglichkeiten
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